Sind dir Knieschmerzen während oder nach dem Reiten ein Begriff? Dann solltest du mal schauen, ob deine Reithose richtig sitzt oder diese vielleicht der Auslöser für dein Problem ist.
Ein bisschen Anatomie
Die Kniescheibe (Patella) liegt auf dem Knie, genauer am untersten Ende des Oberschenkels auf. Sie ist in der Sehne des Kniestreckers ( M. quadriceps femoris) eingelagt und damit ein Sesambein. Somit erfüllt sie die gleiche Aufgabe wie eine Umlenkrolle und es wird weniger Kraft in der Bewegung des Knies benötigt. Bei der Beugung bewegt sich die Patella nach unten auf den sogenannten Femurcondylen (Gelenkfortsätze am unteren Ende des Oberschenkels).
Schlecht sitzende Reithose
Ich spreche wahrscheinlich nicht nur für mich, wenn es um schlecht sitzende Reithosen geht. Egal ob sie einem einen Windelpo verpasst, im Schritt ungünstig vernäht ist oder der Besatz aus Material besteht, das nicht nachgibt. Letzteres kann allerdings für Knieschmerzen sorgen. Sitzt der Besatz über der Kniescheibe und du nimmst auf deinem Pferd platz, beugst du automatisch das Knie. Die Folge ist, dass bei zu festem Material oder sehr starken Nähten die Kniescheibe fixiert. Das ist der Grund dafür, dass die Kniescheibe nicht gleitet weiter nach unten, wo sie normalerweise hingehört. Damit das Knie nun aber doch weiter gebeugt werden kann, werden sich zwangsläufig die Femurcondylen ein Stück weiter unter der Kniescheibe schieben. Dies führt zu einem erhöhten Druck auf das Kniescheibengelenk und den damit verbunden Strukturen, wie Bändern, Fettkörpern und Schleimbeuteln, die das Knie stabilisieren und polstern. Auf Grund dessen kommt es zu einer höheren Entzündungsgefahr, da die falsche Belastung zu erhöhten Druckverhältnisse führt und somit nicht nur dem Knorpel der Kniescheibe und der Femurcondylen schadet, sondern auch allen umliegenden Strukturen.
Symptome
Zu bemerken ist es bei Reiten oft schon durch ein oder beidseitig schmerzende Knie. Weiter kann es zu Schwellungen und Erwärmung um das Gelenk kommen. In diesem Fall ist es ziemlich wahrscheinlich schon eine provozierte Entzündung. Dabei musst du aufpassen, dass deine Muskulatur nicht noch in Mitleidenschaft gezogen wird und verspannt. Denn diese verspannten Muskeln wollen deinem Gelenk nur schützen, führen beim Reiten nur leider zu einem verspannten Sitz oder bedingt durch Schmerz zu Ausweichbewegungen, die zu einer Schiefe bei dir und letztendlich bei deinem Pferd führen.
Lösung
Solltest du inzwischen unter Knieschmerzen beim und/ oder nach dem Reiten leiden, versuch als erstes herauszufinden, ob es der Besatz sein kann, der dazu führt.
Es klingt vielleicht banal, aber pass beim Anziehen schon auf, dass weder der Besatz noch die Naht auf deiner Kniescheibe liegen. Sollte das nichts nützen und die Reithose verzieht sich immer wieder zu Ungunsten deines Knies, solltest du überlegen dir bei der nächsten Gelegenheit eine Reithose zu kaufen, die zu deinen Beinen passt und/oder ein weicheres Material verwendet. Meiner Erfahrung nach sind Reitleggins dabei am angenehmsten zu tragen.
Für deine verspannten Muskulatur empfehle ich dir Dehnübungen, wie z. B. beim Yoga oder ähnliches. Denn ein gedehnter Muskel ist ein entspannter Muskel. Achte hierbei bitte darauf dich möglichst symmetrisch zu dehnen, für eine ausgeglichene Muskelspannung deiner linken und rechten Körperhälfte. (Ich weiß, dass das oft nicht (auf Anhieb) zu 100% klappt, aber man kann sich dem annähern.)
Quelle
Funktionelle Anatomie der Gelenke – Adalbert I. Kapandji; Thieme Verlag